Ins A Kromminga
ins [at] genderfreenation [dot].de
www.genderfreenation.de
Vita
1970 geboren in Emden
1991– 98 Studium der Freien Kunst an der Hochschule für Künste, Bremen
(Zeichnung, Malerei, Druckgraphik, Experimentalfilm)
2000-2002 M.F.A. Program Tulane University, New Orleans, Lousiana
Ins A Kromminga lebt und arbeitet in Berlin.
Preise und Auszeichnungen
2008 Stipendium Künstlerhaus Schloß Balmoral, Bad Ems
2004-05 Projektförderung der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst Berlin/Stiftung Deutsche Klassenlotterie für Ausstellung und Archiv 1 - 0 - 1 [one 'o one] intersex
2002 Online Galerie der DOUBLE DARE PRESS, San Francisco, USA, Künstler_in des Monats
2002 Art Speak, Vortrag im Contemporary Art Center New Orleans
2000-2001 DAAD Jahresstipendium für die USA für ein Studium an der Tulane University, New Orleans, USA
2000-02 TULANE UNIVERSITY Tuition Stipendium, Förderung der Graduate School der Tulane University
1999-2000 einjähriges Arbeitsstipendium der Werkstatt Altena,
1997 Erster Preis des Wettbewerbs Zeichnung, Konzertsaal Glocke Bremen
Ausstellungen (Auswahl seit 2000)
2009 Nigah Queerfest, Goethe Institut Delhi
2009 km 500 2 Stipendiaten 2008 des Landes Rheinland-Pfalz und des Künstlerhauses Schloß Balmoral, Kunsthalle Mainz
2009 sh[OUT]: Contemporary art and human rights, Gallery of Modern Art, Glasgow
2008 same same but different, Künstlerhaus Schloß Balmoral, Bad Ems
2008 Just different!, Cobra Museum of Modern Art, Amsterdam
2007 Synthetic Forces (Wanderausstellung), gutleut 15 exhibition space, Frankfurt a. M., Collegium Artisticum Sarajevo, Bosnien-Herzegowina, Gradske galerije Osijek, Kroatien
2007 normal love, Studio1 Bethanien, Berlin
2007 Irgendwann ist Schluß mit lustig! Interventionen in Werbung, arttransponder, Berlin
2007 Gruppe (mit Synthetic Forces), Abel Neue Kunst, Berlin
2006 Das Achte Feld – Geschlechter, Leben und Begehren in der Kunst seit 1960, Museum Ludwig, Köln
2005 Madonna, Kunsthaus Dresden, Dresden
2005 1 - 0 - 1 [one 'o one] intersex, NGBK, Berlin
2004 Kontinuierliche Symmetrien Buenos Aires – Berlin, Podewil, Berlin
2003 Emerging Artists (VAVC Selects), Collins C. Diboll Gallery, New Orleans
2002 Dissident Vernaculars, Carroll Gallery, New Orleans, USA
2001 M.F.A. Candidates Group Exhibition, Ameen Art Gallery, Thibodeoux, USA
2000 Taming the Monster (Performance), Carroll Gallery und Barrister's Gallery, New Orleans, USA (Einzelausstellung)
Kurzbeschreibung
Die Präsentation der Kunst Ins A Krommingas bedingt in der Regel räumliche Installationen in Form von Malereien auf der Wand, auf der Zeichnungen und Aquarelle verschiedener Größen kombiniert werden. Diese Arbeiten, die im Bereich der „abject art“ angesiedelt werden können, zeugen in verstörenden Bildern von der Zurichtungspraxis an intersexuellen Menschen und weisen auf die nach wie vor klaffende Leerstelle für nonkonforme Geschlechterkonstrukte in der Gesellschaft hin. In seiner_ihrer Installation in Balmoral taucht ein Schriftzug an der Wand auf, der eine Passage aus Ovids Metamorphosen zitiert: Es ist die Geschichte von Hermaphroditus und der Nymphe Salmakis, die vom Mythos der Entstehung der Hermaphroditen berichtet. Der Jüngling Hermaphroditus befindet sich auf Wanderschaft und beschließt, in einem Gewässer zu baden. Salmakis, die in diesem Wasser wohnt, entbrennt in Liebe zu ihm und versucht, den Jüngling zu becircen. Als dieser sich ihr widersetzt, umschlingt sie ihn mit ihrem Körper und bittet die Götter darum, ihre beiden Körper zu verschmelzen. Dieser Wunsch wird erhört, und so entsteht nun ein Doppelwesen, zwei Personen in einer.
Die erzählerischen Bilder des Umschlingens der Körper, bei denen Ovid Vergleiche wie die Greifarme eines Kraken heranzieht, übernimmt Kromminga in der Wandgestaltung der Installation. Die bildliche Assoziation zu Schnecken und Regenwürmern drängt sich dabei auf, Beispiele für das natürliche Vorkommen von Zwittern. Sowohl die Erhöhung des Hermaphrodismus bei Ovid als auch die „Verdammung“ desselbigen als abnorm und monströs durch die Naturwissenschaft schaffen eine Distanz, die zur Objektivierung führt und so einen Kontakt auf Augenhöhe verhindert. Mythologische Gestalten, Metamorphosen zwischen Mensch und Alien in den Zeichnungen Krommingas zeugen von der Andersartigkeit, die zu normieren die Gesellschaft bis heute bestrebt ist.
Diesem Akt der Gewalt setzt sich nun eine Rebellion entgegen: In diesem Sinne ist das Cover seines_ihres Kataloges mit dem sprechenden Titel Payback Time zu lesen: Das vermeintliche Mädchen, mit den behaarten Beinen als sexuell nicht normkonform markiert, ist im Begriff, Bomben auf das Hospital zu werfen, das durch Operationen und zweifelhafte medizinische Behandlung seine geschlechtliche Identität zu bestimmen versuchte.
Rainer Hoffmann
aus: Balmoral km 500/2, Jahrbuch 2008/2009, Teil 1 (= Katalog zur Ausstellung km 500 2 in der Kunsthalle Mainz), Berlin: argobooks, 2009. S. 29.