Hermine Anthoine

Alp(en)traum
Alp(en)traum Keramik, gebrannter weißer Ton

herminette [at] hotmail [dot] com

Vita
1973 geboren in Annemasse (Haute-Savoie), Frankreich
1991-93 Ecole des Beaux-Arts, Grenoble: Certificat d’études d’arts plastiques
1994 Ecole Nationale Supérieure des Arts Décoratifs, Strasbourg: Diplôme national d’arts plastiques,
1996 Ecole Nationale Supérieure des Arts Décoratifs, Strasbourg: Diplôme supérieur d’arts décoratifs-option objet,
1998 Ontario College of Art and Design, Toronto
1996-2000 Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts, Kunstatelier G. Penone und E. Dietmann, Paris
2000 Diplôme national supérieur d’arts plastiques,
1999-2003 Assistentin von Annette Messager

Die Künstlerin lebt und arbeitet in Paris.

Preise und Auszeichnungen
2008 Stipendium Künstlerhaus Schloß Balmoral, Bad Ems
2003 Stipendium Projekt Julia Stoschek, Düsseldorf
2001 Stipendium Stiftung Yoshi und Stiftung Sasagawa, Kofu und Tokyo
2001 Preis Noriac, Conseil Général de Haute-Vienne, Limoges, Frankreich
2000 Stipendium des Regionalkulturamtes, Languedoc-Roussillon
2000 Stipendium Bildhauerwerkstatt Fonderie de la Dure, Montolieu, Frankreich
2000 Stipendium des Kulturamtes der Stadt Paris
1999 Stipendium des Kulturamtes der Stadt Paris
1997 Stipendium Colin-Lefrancq

Ausstellungen
2009 Alle Rechte vorbehalten – Collection Rik Reinking, Lüneburger Rathaus, Lüneburg
2009 km 500 2 Stipendiaten 2008 des Landes Rheinland-Pfalz und des Künstlerhauses Schloß Balmoral, Kunsthalle Mainz
2009 persona, JTM Gallery, Paris
2008 same same but different, Künstlerhaus Schloß Balmoral, Bad Ems
2008 call it what you like, Artcenter Silkeborg, Dänemark
2008 Stillleben, e-raum, Köln (Einzelausstellung mit Katja Stoye-Cetin)
2007 Aktive Konstellationen, The Brno House of Art, Brünn, Tschechien
2006 minimal illusions, Villa Merkel, Esslingen
2006 Skulpturenprojekt in der City Nord, Hamburg
2006 Galerie Julia Stoschek, Düsseldorf
2006 appartement alloué, Galerie JTM, Paris
2005 rêverie rurale, Kunstverein Bucholz/Nordheide
2005 Art Cologne
2005 Passion des Sammelns, Halle 14 – Stiftung Federkiel, Leipzig
2004 ein Tag, ein Baum, ein Bild, Sebastian Fath - contemporary, Mannheim
2004 voix paralleles, Intervention im Bahnhof von la Tour de Carol in den Pyrinäen
2003 Hermine Anthoine sucht die Nadel im Heuhaufen, Projekt Julia Stoschek, Düsseldorf
2003 art fair, scope miami
2003 da sein, Sammlung Rik Reinking, Ernst-Barlach-Museum, Hamburg
2002 première vue, Passage du Retz, Paris
2002 Anstiftung zu einer neuen Wahrnehmung, Neues Museum Weserburg, Bremen
2002 histoires naturelles, Botanischer Garten, Paris
2001 nani, nani, Galerie Yoshi, Tokyo
2001 jeune création, Pavillon de lOrangerie, Limoges
2001 sincères félicitations, ensb-a, Paris
1999 c’est du plastique? und modulus de modus, Galerie du Forum Saint-Eustache, Paris
1998 a week-end affair, Ontario College of Art and Design, Toronto

Kurzbeschreibung
Hermine Anthoine ist Bildhauerin und arbeitet mit traditionellen Methoden, vorwiegend mit Bronze und mit Ton. Beide Materialien zielen auf sinnliche Erfahrungen, fangen das Licht, glänzen und erlauben den perfekten Abguss, Ton auch die freie Formbarkeit.
Auf dem Land aufgewachsen, bilden rurale Motive wie Stroh, Sonnenblumen, Kartoffeln, Schafe ein wesentliches Repertoire in ihrem Werk. Diese „Fundstücke“ aus der Natur werden durch anspruchsvolle künstlerische Prozesse in eine neue Materialität überführt. Dabei verwandelt sich Vergängliches in Beständiges, Leichtes in Schweres. Ihre bronzenen Strohballen sind so haptisch und realistisch, dass man das Gefühl hat, jeden einzelnen Strohhalm zählen zu können, und die Sonnenblumen wirken so echt, dass man den Grad der Austrocknung im Glanz des sich widerspiegelnden Lichtes zu ermessen vermag.
Anthoines Werk erschöpft sich nicht in der naturgetreuen Überführung von Naturmaterialien. Oft verbinden sich Motiv und Inhalt durch Assoziationen: wenn Wollknäuel, auf Stelzen gestellt, die Körper von Schafen bilden, welche auf der bestechend grünen Weide eines Billardtuches „weiden“; oder wenn Michelin-Männchen – aus Tonresten mit der Tülle geformt – als Shitty people eine ganze Stadt besiedeln. Immer wieder lässt sich sanfter Humor über die menschliche Existenz feststellen und leise Ironie über die Kindheitserinnerungen, die in jedem von uns schlummern. Eine der beiden Installationen, die Anthoine in Balmoral realisierte und die im nachfolgenden Katalog erläutert ist, zeigt, wie Kindheitserinnerungen mit jüngsten Beobachtungen und Erfahrungen zu einem Ganzen verwachsen. So dient das Muster des gekachelten Bodens des Historischen Saales von Balmoral auch als Boden der Installation Alp(en)traum, die sich mit dem Märchen Peau d’Ane, zu Deutsch Eselshaut, befasst. Die schillernden Farben der Fliesen suggerieren den Prunk des Palastes, aus dem die junge Prinzessin flieht. Die in Weiß belassenen skurrilen Szenen erzählen bruchstückhaft die Peripetien des tugendhaften Mädchens, das im Märchen schließlich einen Prinzen heiratet.
In ihrem Abschlussbericht über ihren Aufenthalt in Balmoral schreibt Anthoine: „Somme toute: une vraie vie de princesse!“ Ein Zufall?

Danièle Perrier

aus: Balmoral km 500/2, Jahrbuch 2008/2009, Teil 1 (= Katalog zur Ausstellung km 500 2 in der Kunsthalle Mainz), Berlin: argobooks, 2009. S. 24.