Nine Budde
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Vita
1975 geboren in Freiburg i. Br.
1997-2001 Studium der Freien Kunst an der Bauhaus Universität Weimar bei Prof. Elfi Fröhlich und Frank Westermeyer
1999/2000 Praktikum bei der Fotokünstlerin Linda Troeller, New York
2002-2004 Master of Fine Art Studiengang mit Schwerpunk „Kunst im öffentlichen Raum und neuen künstlerischen Strategien“, Minneapolis College of Art and Design und Bauhaus-Universität, Weimar
Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin.
Preise und Auszeichnungen
2009 Aufenthaltsstipendium Fondazione March, Padua
2008 Projektstipendium Künstlerhaus Schloß Balmoral, Bad Ems
2006/2007 MAK (Museum für angewandte Kunst) Schindler Stipendium für Los Angeles, Kalifornien
2006 ROJARAKU Stipendium für Roja, Lettland
2006 GOLDEN ION AWARD, 1. Preis Videokunstwettbewerb im Rahmen der 63. Filmbiennale Venedig
2004-2005 Graduiertenstipendium der Bauhaus-Universität Weimar
2002 Teilstipendium DAAD
1999-2004 Künstlerförderung Cusanuswerk, Bonn
Einzelausstellungen:
2009 In between silence, Fondazione March, Padua
2009 I lost my Sense of Romanticism, trottoir, Hamburg/St. Pauli.
2007 Vom Winde verweht, Aktualisierungsraum, Hamburg
2004 Memoryclub, Intervention im öffentlichen Raum, Weimar
2003 lovebattle, Kunstverein Arnsberg, Arnsberg
Gruppenausstellungen/Projekte (Auswahl):
2009 km 500 2 Stipendiaten 2008 des Landes Rheinland-Pfalz und des Künstlerhauses Schloß Balmoral, Kunsthalle Mainz
2008 Passenger, GLASSBOX sans le mur à CIUP (Cité Internationale Universitaire de Paris), Paris
2008 Sichtbarkeit, Deutschvilla Strobl, Salzkammergut, Österreich
2008 Play it – Kunst und Spiel, Messe Killesberg, Stuttgart
2007 Exquisite Corpse I, MAK Center, Los Angeles, Kalifornien
2007 Exquisite Corpse II, INMO Gallery, Los Angeles, Kalifornien
2007 Sterne aus dem Videopalast, Galerie NoD, Prag
2006 Verglückt nochmal, Galerie Ute Parduhn, Düsseldorf
2006 Tomorrow now, Videoscreening, Fondazione Bevilaqua la Masa, Venedig
2006 Eastern Alliance 3 or Teledivision Show, Museum for Contemporary Art (MNAC), Bukarest, Rumänien und KSA:K, Chisinau, Moldavien
2006 Lieber Friedrich, Kunstverein Kassel, Kassel,
2006 Latitude of Loneliness, Schute der Galerie für Landschaftskunst, Hamburg
2005 selfmade, Galerie Weißer Elephant, Berlin
2005 screenfields, Session House Gallery, Tokio
2005 hotspots, Sammlung Essl, Wien
2005 monitoring, Medienkunstausstellung des 22. Kasseler Dokumentarfilm- & Videofest, Kassel
2004 I’m trying to tell you I love you, Keim&Crime Projektraum,Weimar, Projektraum
2004 Bethanien-Berlin und Threewalls Gallery, Chicago
2004 Janka B./Thomas W., Mosaikarbeit im öffentlichen Raum, Weimar
2004 Heute hier, morgen dort, Kunsthalle für zeitgenössische Kunst, Münster
2003 So geht das also, MODELS+FRAMES, Kunst-und Medienzentrum Adlershof, Berlin
2003 Partizipation am Border Transperancy Project, Utopia Station, Biennale Venedig
2002 Liebe im Ilmpark, Videoinstallation im Ilmpark, Weimar
2002 Station, Kunstamt Bethanien, Berlin
2001 get that balance, Kampnagel, Hamburg
2001 novalog 2001-new media ecxperiences, Videoscreening mit Natascha Rossi, Rachel & Israel Pollack Galerie, Tel Aviv, Reichsbank, Berlin
2001 Female Takeover, Ars Electronica, Linz
2000 auf montage in Koproduktion mit Natascha Rossi, Galleri 21:25, Oslo
2000 real work, Biennale Werkleitz
2000 Andi & Nine, G7, Berlin
2000 Flexibilitätsversuche, Fridericianum, Kassel
1999 Schöne Aussichten in Koproduktion mit Natascha Rossi, Galerie neu deli, Weimar
1999 Moving On A Sitting Bridge, Real Form Girdle Building, Brooklyn, NY
1998 Sanatorium für Ästhetische und Anästhetische Eingriffe, Stiftung Starke Berlin
Kurzbeschreibung
Nine Buddes Video The Sound of Weiss Garten beruht auf einen konkreten, historischen Anlass: Die deutsche Gemeinschaft, die sich um die St. Marks Kirche in East Village, New York, gruppierte, machte am 15. Juni 1904 einen Ausflug mit einem Dampfschiff, der ihr zum Verhängnis werden sollte: Das Schiff geriet in Brand; über 1.000 Mitglieder starben. Die Gemeinschaft wurde auf einem Schlag dezimiert. Am Ort des Geschehens entstand Totenstille, in East Village eine Lücke und Stillstand.
In Nine Buddes eigener Geschichte wurde die menschliche Abwesenheit im Raum erstmals durch ohrenbetäubend laute Musik bei einem Clubbesuch erfahren: Eine Art akustische Entseelung inmitten unter Menschen, die durch Lautstärke ausgelöst wurde. Diese Erfahrung kehrt sie in ihrer New York Erzählung um, in dem sie die vormals deutsche Siedlung und ihre entseelten Überreste davon abfilmt und mit Sounds wiederzubeleben versucht.
Im Nachhall der Musik verbinden sich Vakanz und Präsenz, Zeit und Raum. Der Raum nimmt im Widerhall der Zeit die unscharfen Konturen der Erinnerung an, was Budde in ihrem Film durch Bildcollagen und Verformungen evoziert: die verhängnisvolle Masse des Wassers, die hier ruhig dahinplätschert, dort Wirbel bildet; die Stille eines Baumes, dessen Rinde von Langlebigkeit zeugt und die sich unter der Führung der Kamera in Farbflecken auflöst, die wiederum wie ein Puzzle aus Erinnerungsfetzen aufflackern... In solchen Passagen wird die Anwesenheit der Abwesenheit besonders evident.
Eine wesentliche Rolle im Widerstand gegen das Vergessen und zur Wiederbelebung der Vergangenheit spielt die musikalische Begleitung, die teils Liedern entnommen, teils selbst komponiert ist: Sie skandiert die Bilder, gibt den Rhythmus an und bestimmt die Lektüre der visuellen Eindrücke. Aus Buddes Katalog werden in Zeit und Raum ganz verschiedene Erlebnisse zu einem subjektiven Geschichtserlebnis verbunden. Es geht nicht vordergründig um historische Wahrheit, sondern vielmehr um die Erinnerung an Randgruppen, deren Existenz Garant für die Vielfalt gesellschaftlicher Formen ist, und gegen eine zunehmende Universalisierung und Normierung der Gesellschaft.
Im Kontext der Siedlungssoziologie bedeutet der Verlust einer marginalisierten Kultur den Verlust eines Freiraumes, deren Erhalt – und sei es nur in der Erinnerung – als Ausdruck einer Vielfalt von Lebensformen wertvoll ist.
Danièle Perrier
aus: Balmoral km 500/2, Jahrbuch 2008/2009, Teil 1 (= Katalog zur Ausstellung km 500 2 in der Kunsthalle Mainz), Berlin: argobooks, 2009. S. 26.